Die erste Walpurgisnacht | Ein Sommernachtstraum

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Kategorie
Tournee
Datum
26. April 2019 20:00
Veranstaltungsort
Concertgebouw Brugge - Belgien
Telefon
0421 32 19 19

Was hat Felix Mendelssohn Bartholdy an Goethes 1799 geschriebener Ballade Die Erste Walpurgis­nacht gereizt, als er ihm 1832, kurz vor dessen Tod, aus Rom schrieb: „Was mich seit einigen Wochen fast ausschließlich beschäftigt, ist die Musik zu dem Gedicht von Eurer Exzellenz, wel­ches die erste Walpurgisnacht heißt ... ich weiß nicht, ob es mir gelingen wird, aber ich fühle, wie groß die Aufgabe ist und mit welcher Sammlung und Ehrfurcht ich sie angreifen muß.“

Ob und wie ihm das 1833 uraufgeführte Werk gelungen ist, darüber gehen die Deutungen der Forschung weit auseinander. Von einer „Satire auf mittelalterlichen Aberglauben“ ist genauso die Rede wie vom Kampf gegen „engstirniges Pharisäertum“ oder gar des „jüdischen Protests gegen das Christentum“. Jedenfalls scheint sich in Mendelssohns Umfeld eine dualistische Auseinandersetzung mit weltanschaulichen Themen zu zeigen, die sich genauso in der Vertonung heidnischer Bräuche mit der in glei­cher Zeit entstandenen musikalischen Biogra­phie des ersten christlichen Apostels, Paulus, manifestiert hat. Oder war ein musikalisches Wunderkind einfach von allem fasziniert und inspiriert, was Größe besitzt – ob von Goethe, Shakespeare oder dem Neuen Testament?

Goethe selbst hat in einem Brief an Mendels­sohns Lehrer Zelter über seine Ballade gesagt: „... dass nämlich die deutschen Heidenpriester und Altväter, nachdem man sie aus ihren heili­gen Hainen vertrieben und das Christentum dem Volke aufgedrun­gen, sich mit ihren treuen Anhängern auf die wüsten unzugängli­chen Gebirge des Harzes im Frühlingsanfang begeben, um dort, nach alter Weise, Gebet und Flamme zu dem gestaltlosen Gott des Himmels und der Erde zu richten.“

Längst fällig ist die Erarbeitung der Ersten Walpurgisnacht von Mendelssohn im Rahmen unserer Gesamtaufnahme seiner Vo­kalwerke und Schauspielmusiken, die im Wesentlichen mit der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen entstanden ist und mit ihr weitergeführt werden soll. Sie wird im Stuttgarter Konzert vom SWR aufgenommen und im Carus-Verlag veröffentlicht, parallel zu einer neuen Notenedition durch Larry R. Todd, der auch eine he­rausragende Biographie über Mendelssohn verfasst hat. Was hat sich eine ganze Generation entgehen lassen müssen, wenn sie nicht einmal diese Musik des „Juden Mendelssohn“, die von Anfang an unbestritten zu seinen besten Werken gerechnet worden ist, ein Dutzend Jahre lang nicht aufführen und hören durfte!

 
 

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