...andere klänge...

neue_Vokalmusik
Kategorie
Stuttgart und Region
Datum
22. Februar 2020 20:00
Veranstaltungsort
Gedächtniskirche Stuttgart

Programm:

ALESSIO ELIA - Uraufführung

SIDNEY CORBETT - Zwei leise Gebete

GYÖRGY LIGETI - Lux aeterna

OLIVIER MESSIAEN - Cinq rechants

 

Unter liebgewordenen musikalischen Klängen versteht selbst der anspruchsvolle Teil unserer Gesellschaft im wesentlichen die Musik, die zwischen 1600 und 1920 entstanden ist und mit „tonal“ zusammengefasst werden kann. Im äußersten Fall lassen Hörgewohnheiten sich auf tonale Stilkopien oder auf sogenannte „postmoderne“, jedoch damit auf klangliche Scheinlösungen mit dem Anspruch moderner Musik ein. 1907 hatte bereits Arnold Schönberg in seinem 2. Streichquartett mit Gesangsstimme „Luft von anderen Planeten“ gespürt und 1925/26 in seinen „Satiren für gemischten Chor“ sich über besagte Stilkopien lustig gemacht: „...ganz der Papa Bach...“.

Seitdem sind hundert Jahre vergangen und die Klangakzeptanz der Musikliebhaber hat sich über das Tonale hinaus kaum weiterentwickelt, obwohl auch im 20. Jahrhundert Meisterwerke geschaffen worden sind, die Epochen überdauern werden. Wie wird das aber in weiteren 100 Jahren aussehen? Werden Werke Bachs Beethovens und Wagners weiterhin zu den meist gespielten gehören? Und werden sie dadurch keinem Abnutzungsprozess unterliegen?

Für die Ensembles des Musik Podium Stuttgart war und ist es ein Anliegen, einen solchen Prozess durch eine stilistisch adäquate Herangehensweise an Musik früherer Epochen aufzuhalten und so auch zu einem neuen Hörverständnis dieser Werke zu gelangen, wofür der Begriff historische Aufführungspraxis steht. Darüber hinaus müssen und wollen sie aber auch versuchen, über die liebgewordenen Meisterwerke hinaus das Verständnis für neue Klänge zu fördern, darauf neugierig zu machen. So nehmen in der kommenden Saison Uraufführungen einen besonderen Raum ein: Eine Komposition von Alessio Elia für 16 Stimmen auf ein Manuskript der Renaissance – ein Auftrag der „Gesellschaft für Neue Musik Mannheim“, unterstützt vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst – und eine Komposition für Obertongesang und begleitende Stimmen von Michael Ostrzyga zu Texten von The Great White Throne.

Die letztgenannte Komposition ist ein Auftrag des Kammerchor Stuttgart, der zum 12. Weltsymposium für Chormusik im Juli nach Auckland eingeladen ist. Es ist, nach Wien 1987, Sydney 1996 und Seoul 2014, seine insgesamt vierte Teilnahme an diesem Veranstaltungshöhepunkt anspruchsvoller A cappella-Chormusik, der sich alle drei Jahre in einem anderen Kontinent ereignet. Für das dortige Programm erschien es uns angemessen, nicht nur die Perlen unseres bisherigen Repertoires – frühbarocke Musik, Mendelssohn und Messiaen – vorzustellen, sondern mit Experimenten wie dem Obertongesang neuere klangliche Entwicklungen zu unterstützen.

 
 

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