Abgesagt - Requiem und Litaniae de venerabili altaris Sacramento

Hofkapelle-Stuttgart_2014cEichbichler
Kategorie
Tournee
Datum
4. April 2020 19:00
Veranstaltungsort
San Sebastián | Spanien

Solisten:

Sarah Wegener SOPRAN | Marie Henriette Reinhold ALT | Florian Sievers TENOR | Sebastian Noack BASS

 

Programm:

MOZART - Litaniae de venerabili altaris Sacramento KV 243

MOZART - Requiem KV 626

 

Als Mozart die Requiemtexte vertonte, wofür er einen geheimnisvollen Auftrag erhalten hatte, habe er irgendwann gespürt, dass er diese Musik vielleicht auch zu seinem eigenen Ableben schreibe – so erzählen es seine Zeitgenossen.

Dichtung oder Wahrheit – ein Requiem als letztes Werk, ein unbekannter Auftraggeber, die Unfähigkeit Mozarts, es vollenden zu können und unsere Ungewissheit, ob die Vollendung durch Franz Xaver Süßmayr zu wesentlichen Teilen von Mozart selbst diktiert worden ist: Das ist der ideale Nährboden für einen genialen Film, wie er Miloš Forman mit Amadeus gelungen ist, auch wenn er sich dabei als Antipoden Mozarts Antonio Salieris, eines unterschätzten Komponisten, bedient, um Genie gegen Mittelmaß auszuspielen. Salieris letzter Satz „…ich grüße Euch, Ihr Mittelmäßigen…“ wird unvergessen bleiben….

Ob das alles dazu beigetragen hat, dem Requiem einen unvoreingenommenen, unsensationellen interpretatorischen Zugang zu verschaffen, wie ihn jede Kompostion braucht und verdient hat? Diese Frage scheint gerade angesichts immer wiederkehrender Versuche, Interpretation als Überfrachtung von Affekten und Effekten zu verstehen, berechtigt.

Mozarts Requiem ist ein Werk aus dem 18. Jahrhundert und kann interpretatorisch nur aus diesem hergeleitet werden – indem man bereit ist, dem Klangempfinden seines Komponisten und dessen Zeit nachzuspüren. Erst daraus ergeben sich eindeutige Voraussetzungen für Besetzungsstärke, Klang, Affekte und Tempi.

Weniger eindeutig ist das Problem der fehlenden, von Mozart nicht vollendeten Partien zu lösen. Unsere Aufführung folgt dabei der Vervollständigung Süßmayrs, ungeachtet dessen, ob ihm Mozart dabei über die Schulter geschaut hat oder nicht. Sie teilt aber auch die Ansicht des jüngst verstorbenen Musikwissenschaftlers und Bratschisten Franz Beyer, der die Süßmayrsche Vervollständigung vor allem der Streicherstimmen einer kritischen Revision unterzogen und dabei das „obligate Accompagnement“ einer Qualitätsverbesserung unterzogen hat.

Die einleitende Abendmahlslitanei, Mozarts Vertonung der Litaniae de venerabili altaris Sacramento KV 243, in der Salzburger Zeit im Alter von 19 Jahren verfasst, muss als reifes Frühwerk betrachtet werden, in dem virtuose Arien und Fugen genauso bezaubern wie der posaunenklanggesättigte, von verminderten Harmonieklängen bestimmte Satz „Viaticum“ als Auftakt zum Offertorium oder das liebreizend-liedhafte „Agnus Dei“.

 
 

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