Electra

70182 Stuttgart, Deutschland
Johann Stamitz' Klarinettenkonzert in B-Dur wird als das erste Konzert für Klarinette angesehen – für das jüngste der Holzblasinstrumente, dessen Ton sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts vom Trompetenhaften zum Gesanglichen, Empfindsamen wandelte. Es stammt aus der Komponistenriege der sogenannten „Mannheimer Schule“ und wird von Pierre-André Taillard interpretiert.
Mit Christian Cannabichs Melodram Electra vesuchen wir, verschiedene Fäden unserer künstlerischen Konzeption miteinander zu verbinden.
Electra ist ebenfalls ein Meisterwerk der „Mannheimer Schule“. Christian Cannabich war von 1758 an als Konzertmeister Leiter der Mannheimer Hofkapelle und übersiedelte 1778 in gleicher Eigenschaft mit dem Hof des Kurfürsten Carl Theodor nach München. Er gilt als wichtiger Vermittler der Errungenschaften der Mannheimer Schule, die er insbesondere gegenüber Mozart während dessen Aufenthalt in Mannheim vertrat und auf ihn großen Einfluss ausübte. Electra fällt aus dem Rahmen seiner sonstigen Kompositionen wie Sinfonie und Kammermusik. Das Werk ist ein Melodram, eine Gattung, die zu Cannabichs Zeit oft gepflegt wurde, im 19. Jahrhundert aber weitgehend verschwunden ist. Von einer Ouverture und wenigen Gesangsnummern abgesehen, zeichnet es sich durch einen ständigen Wechsel instrumentaler mit gesprochenen Partien aus, in der Weise, dass die Instrumentalklänge Inhalt und Affektgehalt vorwegnehmen, welche die Darstellerin der Electra anschließend rezitiert. Den Text hat Wolfgang Heribert von Dalberg, der spätere Intendant des Mannheimer Nationaltheaters, frei nach Sophokles’ Drama gedichtet.
Der instrumentale Part der Electra ist eine hochspannende Aufgabe für die Hofkapelle Stuttgart und bietet die Gelegenheit, sich von ihrer häufigen Begleitrolle in Oratorien und Opern zu emanzipieren. Isabelle Redfern, eine junge Schauspielerin aus Berlin, wird dabei die Electra sprechen.
Die Komponisten der Mannheimer Schule, außer Cannabich beispielsweise auch Ignaz Holzbauer oder Carl Stamitz, haben einen gewichtigen Anteil an der reichen südwestdeutschen Musikgeschichte. Mit Cannabichs Electra führen wir unser besonderes Interesse daran weiter, das sich regelmäßig in Aufführungen und Einspielungen von Opern und Sinfonien von Franz Danzi, Johann Wenzel Kalliwoda, Ignaz Holzbauer, Justin Heinrich Knecht und Rudolph Zumsteeg widerspiegelt.
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